Was machen eigentlich Oberflächenbeschichter?
Ohne es zu wissen, kommt jeder Mensch täglich mit galvanisch behandelten Oberflächen in Berührung. Vom Brillengestell über Leiterplatten und Steckverbindern in der Kaffeemaschine, über den verchromten Wasserhahn bis zu verzinkten Elementen im Auto – überall sind galvanisierte Oberflächen im Spiel.
Dabei gewinnt heute neben der Veredelung von Metallen das Galvanisieren von Kunststoffen immer mehr an Bedeutung. Oder hättest du gedacht, dass dein Duschkopf heutzutage in aller Regel aus Kunststoff besteht, obwohl er doch so schön metallisch glänzt?
Die Arbeit von Oberflächenbeschichtern ist sehr wichtig. Das wird erst richtig deutlich, wenn man bedenkt, dass in Deutschland jährlich Schäden durch Rost von über 150 Milliarden Euro verhindert werden.
Unglaublich aber wahr – mit jedem eingesetzten Euro in der Galvanotechnik werden Rostschäden in Höhe von 150 € vermieden.
Oberflächenbeschichter tragen außerdem dazu bei, die Rohstoffe unserer Erde sparsamer, d. h. umweltbewusster zu nutzen. Durch sie werden wertvolle Rohstoffe nicht verschleudert, sondern gezielt dort eingesetzt, wo sie wirklich benötigt werden.
Zum Beispiel werden mit einem Kilogramm Zink eine Tonne Schrauben und mit 0,1 g Gold ca. 5.000 elektronische Kontakte gegen Verrosten geschützt.
Die verschiedenen Fachrichtungen
Gemeinsame Lerninhalte
Oft müssen die Oberflächen von Bauteilen gezielt verändert werden, um gewünschte Eigenschaften wie längere Haltbarkeit oder einen schöneren Look zu erhalten. Dieser Prozess der Oberflächenveränderung ist grundsätzlicher Bestandteil aller Fachrichtungen.
Dazu gehören unterschiedlichste Beschichtungsverfahren und Kenntnisse der Anlagen- und Verfahrenstechnik sowie Qualitätstechniken und Umweltschutz.
Fachrichtung chemische und elektrochemische Abscheidung von Metallen
Dieser Fachrichtung ist auf den Prozess des „Abscheidens“ spezialisiert. „Abscheiden“ ist der Begriff für den Prozess, in dem das in Flüssigkeit gelöste Metall an das, in das Becken getauchte, Werkstück abgegeben wird und sich so eine neue Schicht bildet. Dieser Prozess funktioniert durch chemische und elektrochemische Verfahren. Das Einsatzspektrum dieser Beschichtungen reicht von der dekorativen Anwendung über Korrosionsschutz bis zur Metallisierung von Kunststoffen, Leichtmetallen und Keramik.
Fachrichtung Anodisationstechnik
Wegen ihres geringen Gewichts sind Aluminium und Magnesium bevorzugte Materialien für den Fahrzeugbau, die Luftfahrttechnik oder die Fassadengestaltung. Schwerpunkt in dieser Fachrichtung sind spezielle Elektrolytsysteme und Färbeverfahren für die Veredelung von Leichtmetallen, wie z. B. Magnesium-, Aluminium- und Titanlegierungen.
Fachrichtung Dünnschichttechnik
Anwendung von plasmaphysikalischen Schichttechnologien, die über das Verdampfen von Metallen dünnste Schichten bzw. Schichtsysteme auf unterschiedlichsten Grundmaterialien abscheiden. Dadurch können die Eigenschaften der Oberflächen gezielt verändert werden.
Fachrichtung Feuerverzinken
Die Fachrichtung Feuerverzinken lehrt die Beschichtung von Bauteilen aus der Metallschmelze. Großflächige und sicherheitsrelevante Werkstücke in der Baukonstruktion, der Fahrzeugtechnik und im Verkehrswegebau werden meist durch Feuerverzinken vor Korrosion geschützt. Die erhöhte Gebrauchsdauer feuerverzinkter Produkte führt zu höherer Alltagssicherheit und dient dem schonenden Umgang mit unseren Ressourcen.
Voraussetzungen und Grundlagen
Die Voraussetzungen
Für ihre tägliche Arbeit benötigen Oberflächenbeschichter/innen Kenntnisse und Fertigkeiten aus zahlreichen Teilgebieten des naturwissenschaftlich-technischen Bereichs. Ausbildungsvoraussetzung ist daher ein Hauptschulabschluss mit guten Leistungen in den Fächern Chemie, Physik und Mathematik.
Zusätzlich bilden technisches Verständnis, handwerkliches Geschick, persönliche Flexibilität und verantwortungsbewusster Umgang mit den eingesetzten Betriebsmitteln eine gute Grundlage für einen erfolgreichen Abschluss der Berufsausbildung.
Die Ausbildung
Die Ausbildung zum/zur Oberflächenbeschichter/in – dieser Beruf steht natürlich Mädchen wie Jungen gleichermaßen offen – ist vielseitig und abwechslungsreich und die beste Grundlage, in der galvanotechnischen Branche erfolgreich Karriere zu machen.
Doch schon zu Beginn ihrer Laufbahn werden die Auszubildenden verantwortungsvoll in den galvanischen Prozess eingebunden.
Die dreijährige Regelausbildungszeit gliedert sich in eine Grundausbildung mit anschließender Spezialisierung in den Teilbereichen
- chemische und elektrochemische Abscheidung von Metallen
- Anodisationstechnik
- Dünnschichttechnik
- Feuerverzinken
So erlernen sie nicht nur die eigentliche elektrolytische Beschichtung, sondern untersuchen auch die Elektrolyte, überwachen das technische Equipment, Abwasserbehandlung, Umweltschutz, überprüfen Schichten und Verfahren im Rahmen der Qualitätssicherung.